Mutter umarmt und stillt Baby in richtiger Stillposition
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Alexandra Habermeier

Richtig stillen – wie geht das?

Herzlichen Glückwunsch! Du wirst bald Mama oder bist es vor kurzem geworden? Du möchtest dein Baby stillen und fragst dich wie du das richtig machst oder hast vielleicht gerade ein kleines Stillproblem, das du lösen möchtest? In diesem Artikel nehme ich dich an die Hand und gebe dir eine Übersicht, was du beim Stillen beachten solltest, damit du mit deinem Baby eine möglichst schöne und lange Stillzeit genießen kannst.

Richtig stillen erfordert Vorbereitung in der Schwangerschaft

Entgegen vieler Ammenmärchen musst du deine (Brust)warze während der Schwangerschaft nicht auf die Stillzeit vorbereiten. Weder Kneifen, Zwicken noch Eiswürfel helfen der Brustwarze, sondern können sie sogar verletzen. Dein Körper bereitet sich von ganz alleine auf die Stillzeit vor. So pflegen zum Beispiel die Montgomery Drüsen (sie sehen aus wie kleine Pickelchen auf dem Warzenhof) die Brustwarze mit einem körpereigenen Sekret und machen sie geschmeidig. Das Fettgewebe wird mehr und mehr durch Drüsengewebe ersetzt, wo auch die Muttermilch gebildet wird. Bis zu 16. SSW hat dein Körper das Kolostrum (Vormilch) gebildet. Es ist normal, wenn davon ein paar Tropfen aus der Brust fließen, wenn du beispielsweise duscht. Aber nicht alle Frauen beobachten das! Lediglich bei Flach- oder Hohlwarzen kann es hilfreich sein die Bindegewebsstränge der Brustwarze mit Hilfe eines Brustwarzenformers ab der 32. Schwangerschaftswoche durch passiven Druck sanft zu dehnen. Die eigentliche Vorbereitung findet mental statt. Durch Stillvorbereitungskurse und diverse Fachliteratur kannst du dich auf die Stillzeit vorbereiten, sodass du weißt was dich erwartet und wann du dir Hilfe holen solltest.

Kurz nach der Entbindung

Dein Baby ist geboren und nun kann das Stillen beginnen. Zum ersten Mal in seinem Leben muss dein Kind nun die Brust suchen, in den Mund nehmen und saugen. Das ist eine große Umstellung, weil dein Kind nun nicht mehr automatisch über die Nabelschnur mit allen Nährstoffen versorgt wird, sondern selbst aktiv werden muss. Viele Kinder müssen sich daran erst gewöhnen und auch du brauchst Zeit, um im Umgang und Handling mit deinem Baby sicherer zu werden. Setze dich also nicht unter Druck! Das Wochenbett (die ersten 6-8 Wochen nach der Geburt) sind auch dafür da, dass sich eure Stillbeziehung einspielt.Wichtig ist, dass dein Baby unmittelbar nach der Geburt nicht von dir getrennt wird (außer es besteht eine medizinische Notwendigkeit). Im Idealfall bietet eure Klinik die Möglichkeit zum 24 h Rooming-in – dein Baby bleibt immer bei dir, auch nachts. Auch das Wiegen, Messen und Anziehen kann warten, denn nun geht es darum sich kennenzulernen. Idealerweise wird dir dein Baby sofort auf die Brust gelegt. Im direkten Hautkontakt könnt ihr euch das erste Mal `beschnuppern`. Die meisten Kinder bewegen sich innerhalb der ersten Stunde nach der Entbindung von alleine zur Brust (breast crawl) und du kannst dein Baby dabei unterstützen bzw. deine Hebamme nach Unterstützung fragen. Wenn das Baby innerhalb der ersten Stunde an der Brust saugt, bleibt sein/ihr Blutzucker stabil und der Hautkontakt sorgt dafür, dass dein Baby seine Temperatur besser halten kann und sich die Atmung normalisiert. Das Kolostrum ist u.a. voller Nährstoffe, Antikörper, Stammzellen, Proteine, Kohlenhydrate, Vitamine und Wasser und leuchtet gelblich/orange. Da das Magenvolumen deines Baby zu Beginn noch sehr klein ist (entspricht etwa einer Kirsche) benötigt es pro Stillmahlzeit nur wenige Milliliter. 

Hormone steuern die Milchbildung und den Milchfluss

Oxytocin, das sogenannte Liebes- oder Kuschelhormon, ist für den Milchfluss verantwortlich und nach der Geburt besonders hoch. Prolaktin wiederum, das für die Milchbildung benötigt wird, wird vor allem dann ausgeschüttet, wenn die Brust stimuliert wird. Die Nachfrage nach Muttermilch bestimmt daher das Angebot. Frühes, häufiges Anlegen nach dem individuellen Bedarf des Babys ist demnach essenziell wichtig, um gut in die Milchproduktion zu kommen. Die ersten Stunden und Tage nach einer Geburt sind ein sehr sensibles Zeitfenster. In dieser Phase wird der Grundstein dafür gelegt, dass du Wochen und Monate später noch genügend Milch für dein Baby bildest. Stille dein Baby bitte immer wenn es Hungerzeichen zeigt. Ein Neugeborenes stillt zwischen 8-12 Mal oder öfter in 24 h (auch nachts). Das hört sich nach sehr viel an, aber die gute Nachricht ist, dass es Studien gibt die zeigen, dass stillende Mütter dennoch mehr Schlaf bekommen als Mütter, die die Flasche geben.
Sollte dein Baby zu Beginn der Stillbeziehung noch nicht von alleine für seine Stillmahlzeiten aufwachen, solltest du es aufwecken. Für ein termingeborenes, gesundes Kind ist nachts eine Schlafpause von einmalig fünf Stunden am Stück aber in der Regel kein Problem. 
Hast du ein Frühchen oder ein kranken Baby, kann die Gewinnung der Muttermilch per Hand oder mit Hilfe einer elektrischen Milchpumpe notwendig sein, um die Milchbildung frühzeitig anzuregen. Das Krankenhauspersonal wird dich dabei unterstützen und beraten.
Auf einen Schnuller solltest du während dem Wochenbett verzichten, bis sich das Stillen eingespielt hat. Das Saugen vermittelt dem Gehirn des Babys, dass es Nahrung zu sich nimmt, obwohl sich sein Magen gar nicht füllt. Das kann zu Gewichtsproblemen führen und manche Kinder gewöhnen sich schnell an die Form und das Material des Saugers, sodass es Schwierigkeiten geben kann, wenn sie zurück zur Brust wechseln sollen. Das Gleiche gilt auch für Flaschen/Sauger. Es gibt deshalb andere Stillhilfsmittel (Sonde/Brusternährungsset, Becher, Löffel etc.) womit ein Kind zugefüttert werden kann, sollte dies erforderlich sein. 

Stillpositionen – wie halte ich mein Baby richtig?

Zu den geläufigsten Stillpositionen gehören die Wiege -und Kreuzwiegehaltung, sowie die Rückenhaltung. Für Mütter die beispielsweise einen Kaiserschnitt hatten, empfiehlt sich eine Position, bei der das Kind nicht auf den Bauch drückt. Du kannst auch liegend stillen, das ist besonders nachts angenehm, denn so kannst zusammen mit dein Baby beim Stillen wieder einschlafen. Bis sich die Stillbeziehung eingespielt hat, lohnt es sich aber ganz genau darauf zu achten, ob das Baby korrekt positioniert ist. Das ist besonders wichtig, um wunde Brustwarzen zu vermeiden. Meine Empfehlung ist daher das Baby zu Beginn in der Kreuzwiege -oder Rückenhaltung zu stillen, weil man dabei am besten sieht, ob das Baby richtig angelegt ist. Deine Hebamme oder Stillberaterin unterstützen dich vor Ort beim richtigen Anlegen und zeigen dir die verschiedenen Stillpositionen und worauf du achten musst.

Was sind die Merkmale eines korrekt an der Brust angelegten Babys?

Da eine Stillmahlzeit länger dauern kann, solltest du dir deine Stillumgebung entsprechend vorbereiten. Hole dir dein Stillkissen (wenn du eines hast) und/oder andere Kissen die deinen Rücken stützen, sodass du bequem sitzt. Lege, wenn du möchtest, deine Füße hoch, hole dir einen Snack und ein Glas Wasser (Stillen macht hungrig und durstig). Wenn du alles vorbereitet hast und das Stillen beginnt, ist es unabhängig von der Stillposition immer wichtig, dass dein Baby eine gerade Linie bildet. Das heißt der Kopf, der Nacken, die Schultern, die Hüfte und die Beine bilden eine Linie. Die Nase deines Babys sollte zu deiner Brustwarze deuten, denn so macht dein Baby einen großen weiten Mund. Das ist notwendig, denn im Umkreis von 3cm (ausgehend von der Brustwarze) liegt das meiste Drüsengewebe. Dein Baby stimuliert so die Brust ideal und gewinnt am meisten Milch. Außerdem liegt deine Brustwarze tief im Mund deines Kindes am Übergang vom harten und weichen Gaumen und deine Brustwarze wird beim Stillen nicht wund. Wenn dein Kind nur an der Brustwarze saugt, ist es nicht richtig angelegt. In diesem Fall ist das Stillen oft schmerzhaft und deine Brustwarze wird wund. Wenn du Schmerzen verspürst, unterbreche das Stillen indem du mit deinem kleinen sauberen Finger den Saugschluss im Mundwinkel deines Kindes löst und beginne von vorne.
Babys sollten beim Stillen ihrem Mund um ca. 140 Grad öffnen, damit sie die Brustwarze und möglichst viel vom Warzenhof in den Mund nehmen können. 
Das Kinn deines Kindes berührt typischerweise deine Brust und die Lippen sind nach außen gestülpt.
Du hörst dein Kind Saugen, Schlucken und Atmen und möglicherweise bewegen sich seine Ohren. 
Am motiviertesten sind die Kinder übrigens, wenn auf ihre frühen Hungerzeichen (mit dem Kopf suchen, an der Hand lutschen, Zunge herausstrecken) prompt mit dem Stillen reagiert wird. Ein weinendes, aufgebrachtes und sehr hungriges Kind wird an der Brust eher nicht so gut zur Ruhe kommen und tendenziell nicht so gut angelegt sein.

Trinkdauer eines Babys

Im Durchschnitt beträgt sie ca. 10 – 30 Minuten. Manche Babys sind Schnelltrinker auch das ist okay, solange die Gewichtsentwicklung normal ist. Andere Babys brauchen mehr Zeit, was auch kein Problem ist, wenn sie richtig angelegt sind und die Brustwarze nicht wund lutschen. Lasse dein Baby aber immer an einer Brust fertig trinken. Der Milchspendereflex wird bei einer Stillmahlzeit bis zu 6 Mal ausgelöst und mit jedem Mal wird die Milch fettreicher. Diese sogenannte Hintermilch braucht dein Baby um groß und stark zu werden. Wenn dein Baby von alleine seinen Kopf von der Brust wegdreht, nimm es hoch und lasse es aufstoßen und biete danach noch die zweite Brust an. Manche Kinder trinken die zweite Seite komplett, andere nur ein bisschen und wieder andere sind schon satt und trinken gar nicht. Du wirst bemerken, dass sich diese Vorlieben im Laufe der Stillzeit auch immer mal wieder verändern können.

Wie immer gilt: solltest du Fragen oder Schwierigkeiten beim Stillen haben, ist es sinnvoll deine Hebamme und/oder eine Stillberaterin frühzeitig zu kontaktieren, damit sich das Problem nicht verschlimmert. Oft kann dir eine Fachperson vor Ort kleine Tipps und Tricks zeigen, die viel bewirken.

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👉🏽 Hier übrigens noch das passende Youtube-Video zum Thema Milcheinschuss:
https://youtu.be/2Lr0aMrJHDc?si=Bici4rqZgX3ybGvK

 

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